Aufbauend auf den Arbeiten der Projektgruppe Kulturraum Internet ist eine zweite Projektgeneration zum Thema Internet Governance entstanden. Diese, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien geförderten Projekte, befassen sich mit dem neuartigen Regulierungstypus, der sich augenblicklich im Internet herauskristallisiert. Zwei empirische Untersuchungsvorhaben stehen hierbei im Vordergrund.

1. Die Reform des Domainnamensystems (DNS)
Das DNS wird gegenwärtig erweitert. Gleichzeitig werden die Bedingungen für die Vergabe von Domainnamen nach und nach neu formuliert. Der Reformprozess ist von großer Bedeutung für das Internet, weil er unmittelbar in die Bedingungen der virtuellen Existenz im Netz eingreift. Numerische Netzadressen und Domainnamen bilden unabdingbare Voraussetzungen für den Zugang und die Nutzung des Internets. Ziel der Untersuchung über das DNS ist, die unterschiedlichen Interessenlagen und Reformoptionen zu analysieren und einer Bewertung mit Blick auf ihre Auswirkung auf die Kommunikationschancen der Nutzer und Nutzungsweisen des Internets zu unterziehen.

2. Die Willensbildungsprozesse im Internet
Die Untersuchung über globale Willensbildungsprozesse im Internet knüpft an die Diskussion über Transnationalisierungstendenzen im Bereich internationaler Beziehungen an. Die „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“ (ICANN), das neue Verwaltungs- und Koordinationsorgan des Internets, bildet den empirischen Untersuchungsgegenstand. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Beziehung zwischen territorialstaatlichen und nicht-territorial gebundenen Formen demokratischer Willensbildung. Ein besonderes Interesse gilt in diesem Zusammenhang der noch ungeklärten Rolle der Nutzer innerhalb von ICANN. Ziel der Untersuchung ist, einen Beitrag zur Theoriebildung über transnationale Formen demokratischer Organisations- und Koordinationsformen zu leisten.